…naht die Weihnachtszeit. Offiziell das Fest der Liebe, die stille Zeit und welch andere romantische Bezeichnungen der 24. Dezember noch hat ist es, real existierend, für viele Menschen immer wieder eine Nervenzerreissprobe. Neben all den Feiern in Schulen, Kindergärten, Betrieben und natürlich dem Häkelkreis, steht der Geschenke-Stress an. Wer bekommt was? Kann man es tatsächlich wagen, dem Teenie-Nachwuchs „nur“ ein Buch zu schenken, oder muss es doch mindestens das neueste Iphone und am Besten noch ein Tablet-PC dazu sein? Jedes Jahr warten Eltern herzklopfend auf die Reaktion der jungen Herrschaften, ob das Weihnachtsgeschenk huldvollst Gnade findet. Finden Sie es nicht auch jedes Jahr wieder einfach nur würdelos, wenn die „liebe Verwandtschaft“ sich darüber auszutauschen beginnt, wie teuer ein erhaltenes Geschenk wohl war und wie sehr es so gar nicht zu dem finanziellen Wert, des gegebenen passt?
Im Web auf Youtube macht derzeit ein Video die Runde, auf dem ein amerikanischer Teenager völlig hysterisch wird, weil sie ein WEISSES Iphone bekommen hat! Sie wirft damit herum und plärrt aus Leibeskräften in die Welt, wie sehr sie ihre Eltern nicht hasst. Was zunächst lustig aussieht, ist leider inzwischen symptomatisch geworden und treibt mir persönlich jeglichen Humor sofort und nachhaltig aus. Lebe nur ich in einer Welt voller Unsicherheit, drohender globaler Konflikte, harter Arbeit und ständigem Kampf ums Überleben? Sehne nur ich mich nach ein paar wenigen Tagen Auszeit, in denen der größte Aufreger vielleicht mal ein ausgefallenes Lämpchen an der Lichterkette ist?
Weihnachten – das Fest der Liebe auch zu sich selbst
Und dann war da noch die Verwandtschaft. Das ganze Jahr kümmert man sich nicht umeinander, und zu Weihnachten fallen sie beim „Auserwählten“ ein, wie eine Horde hungriger Heuschrecken. Man HAT seine Schwiegerleute lieb zu haben und die nervtötende, schwatzhafte Tante, die jede Gelegenheit nutzt einen schlecht zu machen, natürlich auch. Ganz zu schweigen von den frechen, unerzogenen Gören der anderen Tante! Alle Konflikte und schwelenden Unklarheiten werden elegant tot geschwiegen, am Besten noch mit einem roten Schleifchen drum bis… ja bis es nach dem dritten oder vierten Glühwein dann ordentlich kracht. Wenn Sie Lust haben, schauen Sie doch mal, wie viele Polizeieinsätze in der Heiligen Nacht wegen Familienzwistigkeiten stattfinden, Sie werden staunen!
Warum tut man sich das jedes Jahr immer wieder an? Weil es erwartet wird, weil es sich gehört, weil man das immer so gemacht hat…setzen Sie die nichtssagenden Begründungen gerne weiter fort. Das Fest der Liebe kann also nur stattfinden, wenn ein paar Menschen, Sie, ich oder auch die Nachbarn, die Liebe zu sich selbst völlig vergessen?? Und was dabei raus kommt ist oft genug eine Farce, ein Zerrbild der Liebe, gar eine mühsam aufrecht erhaltene Liebes-Lüge.
Wäre es nicht wesentlich liebevoller der Verwandtschaft in aller Ruhe aber deutlich zu sagen, dass sie dem Weihnachtsessen in diesem Jahr genauso fern bleiben können, wie dem Schulabschluss der Kinder im Sommer, oder auch dem Krankenbett des Ehepartners im vergangenen Herbst? Nun, es wäre ehrlicher, so viel ist sicher. Und es WÄRE liebevoller, ein Akt der Selbstliebe nämlich. Sagte nicht das „Geburtstagskind“, das wir zu Weihnachten feiern und nicht ganz vergessen sollten in etwa: „Liebe deinen Nächsten so wie dich selbst…“?
Weihnachten – die Heilige Nacht
Wie bitte? Sie lachen?? Nun, versuchen Sie doch einmal Folgendes: Wenn spät am Abend die Glocken zur Mitternachtsmesse läuten, machen Sie alle Lichter aus. Nur der Christbaum leuchtet, nehmen Sie Ihre Liebsten an der Hand, gehen Sie an das offene Fenster und lauschen Sie still dem festlichen Glockengeläut. Sie spüren alleine beim Lesen schon schmerzhafte Sehnsucht und Tränen in den Augen? Nun, DAS ist Weihnachten. Diese paar Minuten können sozusagen ein richtiges „Weihnachts-Konzentat“ sein, dass Sie noch lange als leuchtenden Funken in sich spüren. An Weihnachten wurde den Christen der Heiland geboren, die Heiden feiern die Wiederkehr des Lichts und damit den Triumph des Lebens und der Hoffnung. Erlauben Sie sich doch einfach mal in diesem Jahr, das auch zu tun. Und sei es nur für ein paar Minuten, wenn die Weihnachtsglocken läuten…Ich wünsche Ihnen frohe und gesegnete Weihnachten und dass die Zeit dahin für Sie so manches Glitzern und Funkeln beinhaltet. So wie damals, als wir noch klein und der Advent und Weihnachten noch die Zeit voller Zauber und Licht waren.